Titel: Song
of the Slums
Originaltitel:
Song of the Slums
Autor: Richard Harland
Verlag: Verlagshaus Jacoby & Stuart
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-942787-01-7
Preis: 16,95 €
Inhaltsangabe
Astor ist 17 Jahre alt, als das Dampfluftschiff am Wohnturm der Swales in der Industriestadt Brummingham festmacht. Sie erwartet ihre Verlobung mit dem jüngsten der reichen Swale-Brüder, wird aber zur Hauslehrerin degradiert. Ihr einziger Trost ist die Gesellschaft des 20-jährigen Verrol, den ihr Stiefvater ihr als Diener mitgegeben hat. Als die Swales einen Brief entdecken, in dem Astor von deren politischen Putschplänen berichtet, kann sie im letzten Augenblick mit Verrol fliehen. Dabei stellt sie fest, dass der gutaussehende junge Mann so manche Tricks beherrscht, die auf eine dunkle Vergangenheit verweisen.
Draußen haben die beiden nur eine Überlebenschance: Sie müssen sich einer Slumgang anschließen. Astor entdeckt ihr Talent als Drummerin, sie gründen eine Band und schaffen es so, von einer der Gangs akzeptiert zu werden. Ein Auftritt führt die Band nach London Town. Sie wissen, dass sie dort den Putsch und die Machtübernahme der Plutokraten verhindern müssen, doch es ist gefährlich in den Straßen, denn Veteranen und Milizen lungern überall herum …
[Quelle: Jacoby & Stuart]
Meine Meinung
Das Beste kommt zum Schluss – Dies scheint das Motto dieses
Buches zu sein. Wirklich Spannung und Action kommt nämlich erst auf den letzten
Seiten rein, wo die beiden Protagonisten, Astor und Verrol, in eine waschechte
Revolution geraten. Davor jedoch geht die Geschichte nur schleppend voran.
Nachdem Astor und Verrol sich nämlich einer Slumband angeschlossen haben, geht
es erst mal ans proben, proben, proben. Dabei passieren aber nicht gerade die
aufregendsten Dinge, wird doch vor allem beschrieben, wie Astor mit der Musik
verschmilzt. Auch die Auftritte der Band sind nicht unbedingt besser, laufen
sie doch alle nach dem gleichen Schema ab: Erst werden sie von ihren Zuschauern
ignoriert oder verspottet, dann schafft Astor es mit ihrem Talent oder einem
genialen Einfall das Publikum doch noch für sich zu gewinnen. Am Ende sind dann
alle hellauf begeistert von der Band. Nur das Publikum ändert sich bei den
jeweiligen Auftritten. Ein bisschen mehr Abwechslung hätte ich mir hierbei
schon gewünscht.
Auch für Astor, die Hauptprotagonistin, konnte ich mich
nicht wirklich erwärmen. Sie ist eingebildet, arrogant, eitel und denkt sie
wäre etwas Besseres. Damit ich ein Buch gut finde, muss ich die Hauptfigur
mögen oder wenigsten verstehen warum sie irgendetwas macht. Bei Astor ist das
aber nicht der Fall. Weshalb ich die Entscheidung des Autors problematisch finde, sie zum
Hauptcharakter zu machen. Auch ihr Plan Lorrain zu verführen, damit sie ihn
doch noch heiraten kann und nicht mehr arbeiten muss, hilft ihr nicht, um
in meiner Achtung zu steigen. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, als nach
einem Trauma ihre Haare nur noch weiß nachwachsen. Ihr einziger Gedanke dazu
ist, dass sie nun hässlich ist und Lorrain sie nun unmöglich heiraten wird. Wie
oberflächlich muss man denn sein? Wenigsten bessert sie sich zum Ende hin und
erkennt, dass es fürs Leben mehr braucht als Geld und Schönheit.
Ihr Angebeteter Lorrain ist zudem als Charakter vollkommen
unglaubwürdig. Am Anfang ist er zwar höflich zu ihr, ignoriert sie ansonsten
aber völlig und tut alles was seine Brüder ihm sagen. Dann fast am Ende des
Buches offenbart Lorrain Astor seine Liebe und will sie heiraten, obwohl seine
Brüder ihm das verboten haben. Woher kommt diese plötzliche Charakterwandlung? Ich nehme ihm
schon ab, dass er ihr von Anfang an verfallen war und einfach seine Gefühle
versteckt hat. Aber wie kommt es, dass er plötzlich doch gegen seine Brüder
aufbegehrt und wenn er es nur für sie tut, warum dann nicht schon viel früher?
Zum Glück erkennt Astor genauso wie ich, dass Verrol der
sehr viel bessere Mann ist. Trotzdem bin ich etwas enttäuscht, dass diese
Liebesgeschichte nie wirklich aufgelöst wurde. Nachdem Astor nämlich endlich
erkannt hat, dass sie Verrol liebt, kommt es eigentlich nie zur wirklichen
Aussprache zwischen den beiden, wo sie Verrol auch davon erzählt. Als Leser fühle ich mich da
irgendwie ein bisschen in der Luft hängen gelassen.
Einziger Lichtblick am Anfang des Buches sind die Kinder der Swales,
denen Astor als Hauslehrerin zugeteilt wird. Sie sind wunderbar garstig und
benehmen einfach unmöglich, so dass ich tatsächlich Mitleid mit Astor hatte und
sie nicht mehr gar so stark verabscheute.
Trotz der etwas lauen Handlung und der mäßigen Charaktere gibt es doch noch ein paar Pluspunkte, da Richard Harland es schafft ein paar wichtige Probleme des 19. Jahrhunderts
anzusprechen, wie die übermäßige Luftverschmutzung und die riesige Anzahl an
arbeitslosen Veteranen, die der Gemeinschaft zur Last fielen.
Fazit