Mittwoch, 10. Juni 2015

Rezension von "T.R.O.J.A. Komplott"



Titel: T.R.O.J.A. Komplott
Originaltitel: T.R.O.J.A. Komplott
Autor: Ortwin Ramadan
Verlag: Coppenrath Verlag
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 384 Seiten
ISBN: 978-3-649-61865-2 (Hardcover) / 978-3-649-62025-9 (e-Book)
Preis: 16,95€ (Hardcover) / 12,99€ (e-Book)








Inhaltsangabe

Du wirst beobachtet, jeden Tag, 24 Stunden live. Und deine Augen sind die Kamera! Gesundheit ist Pflicht. Mit dieser Philosophie ist der 21-jährige Nico aufgewachsen. Wie alle anderen US-Bürger trägt auch er Nanobots in seinen Blutbahnen, die seinen Körper rund um die Uhr überwachen und sogar kleine Operationen vornehmen können. Als Nico als frischgebackener FBI-Agent für das Geheimprojekt T.R.O.J.A. rekrutiert wird, erfährt er allerdings, dass die kleinen Helfer im Körper noch wesentlich mehr können. Wenige Klicks genügen und die Nanobots docken sich an den Sehnerv an. Und schon erhalten die Ermittler Bilder, die direkt aus dem Kopf einer verdächtigen Zielperson kommen. Nico ist fasziniert. Das ist die Revolution im Kampf gegen Kriminalität und Terrorismus. Mit Feuereifer macht der junge Agent sich an seine erste Observation. Doch schon bald kommen ihm Zweifel. Warum steht die 20-jährige Beta überhaupt auf der Liste der Geheimdienste? Und wer steht eigentlich hinter T.R.O.J.A.? Als Nico das Projekt hinterfragt, wird er selbst zum Gejagten. Und vor den Spionen in seinem eigenen Körper scheint es kein Entrinnen zu geben …

Meine Meinung

„T.R.O.J.A. Komplott“ fängt mit einem spannenden Prolog an, der einem gleich einen Ausblick gibt, in welche Gefahr die Protagonisten noch geraten werden. Leider wird dabei schon etwas zu viel verraten. Denn als die eigentliche Geschichte den Prolog dann einholt, weiß man durch gewisse Hinweise in der Handlung schon, wer der Tote im Schnee ist.

Die Story fängt eher ruhig an und lässt sich Zeit die beiden Hauptcharaktere einzuführen. Bei Nico wird sehr ausführlich auf seine Beweggründe für eine Karriere beim FBI eingegangen und auch seine Vergangenheit ist dem Leser kein Geheimnis. Beta hingegen bleibt sehr viel mysteriöser. Aktuelle Probleme in ihrem Leben werden angesprochen, doch alles was ihre Vergangenheit betrifft bleibt ihm Unklaren. Gemeinsam mit Nico findet man aber immer mehr über sie hinaus, je mehr sich die beiden Lebenswege von Nico und Beta miteinander verbinden. Dabei wird die Spannung langsam immer weiter erhöht.

Am Ende nimmt die Geschichte dann richtig Fahrt auf. Schlag auf Schlag passiert was Neues. Nico findet endlich heraus, was wirklich hinter den Kulissen von T.R.O.J.A. vorgeht und macht sich mit den einzigen Beweisen auf die Flucht. Dabei kommen ihm seine Verfolger immer näher. Das große Aufeinandertreffen ist unausweichlich. Doch als es dann endlich eintrifft, war ich enttäuscht wie unspektakulär es ist. Ich erwarte bei solchen Gelegenheiten einfach einen großen Showdown zwischen den Gegnern. Es muss dabei nicht unbedingt ein großer Kampf sein, aus dem einer der beiden als ruhmreicher Sieger hervorgeht. Auch mit einem listig ausgeführten Plan bin ich zufrieden. Doch bei dieser Geschichte macht es einfach „Puff“ und plötzlich ist alles vorbei.

Kurz vor dem Ende hatte ich noch Angst, dass das Buch mit einem offenen Ende aufhört. Denn es waren nur noch wenige Seiten übrig und es musste noch so viel passieren. Doch vieles wurde gar nicht weiter ausgeführt. Der letzte Teil von Nico und Betas Kampf gegen die Nanobots wird einfach übersprungen und man erfährt nur im Epilog wie es schlussendlich ausgegangen ist.
Auch der Liebesgeschichte zwischen Nico und Beta fehlt ein wesentlicher Teil. Es gibt immer wieder Andeutungen, dass sie sich mögen und von Nico weiß man auch, dass er sich in sie verliebt hat. Im Epilog sind sie dann plötzlich zusammen. Die Entwicklung dorthin fehlt aber. Es kommt einem so vor, als hätte der Autor plötzlich gemerkt, dass er schon über 300 Seiten hat und wolle es jetzt schnell zu einem Ende bringen. Von mir aus hätte das Buch auch noch 100 Seiten mehr haben können, wenn dafür auch das Ende ausführlich beschrieben worden wäre.

Die im Buch vorkommenden Nanobots sind bis jetzt noch reine Fiktion. Die zugrundeliegende Technologie gibt es aber schon heute. In nicht allzu ferner Zukunft könnte es tatsächlich solche kleinen Roboter in unserem Blut geben, die aktiv Erkrankungen diagnostizieren und kleinere Eingriffe vornehmen. Ortwin Ramadan spricht dafür sehr wichtige Fragen an. Sollte, wenn möglich, diese Technologie auch benutzt werden um Verbrechen zu bekämpfen? Darf für die Ergreifung einiger wenige, in die Privatsphäre tausender Menschen eingegriffen werden?
Dabei handelt sich um Themen, die schon heute aktuell sind zum Beispiel im Bezug auf die Vorratsdatenspeicherung. Und wie kann man garantieren, dass diese Instrumente nicht missbraucht werden? Fragen, die unbedingt noch beantwortet werden müssen, damit uns nicht das Gleiche passiert wie Nico und Beta.

Fazit

In „T.R.O.J.A. Komplott“ wird ein faszinierendes Thema mit all seinen ethischen Fragen in eine Geschichte verpackt. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, doch das Ende ist zu gehetzt und enttäuscht.


 

Mittwoch, 3. Juni 2015

Rezension von "Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte"



Titel: Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
Originaltitel: Flat-out Love
Autor: Jessica Park
Verlag: Loewe
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 384 Seiten
ISBN: 978-3-7855-7867-4 (Hardcover) / 978-3-7320-0195-8 (eBook)
Preis: 17,95 € (Hardcover) / 13,99 € (eBook)







Inhaltsangabe

Julie kann es nicht fassen: Statt die ersten Tage am College zu genießen, beaufsichtigt sie plötzlich eine 13-Jährige, die keinen Schritt ohne die lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn unternimmt. Zugegeben, ihres sehr gut aussehenden Bruders Finn. Der befindet sich zwar gerade auf Weltreise, schreibt aber E-Mails, die Julies Knie butterweich werden lassen. Doch wieso zögert er seine Rückkehr immer weiter hinaus? Weshalb stört sich niemand an seinem platt gedrückten Doppelgänger? Und verliebt Julie sich tatsächlich gerade in eine Pappfigur?

Meine Meinung

Don’t judge a book by its cover.

Eigentlich ist dies eine Metapher dafür, dass man Menschen nicht nach ihrem äußeren Erscheinungsbild beurteilen. Doch in diesem Fall kann man es wortwörtlich nehmen. Einband und Inhaltsangabe machten bei mir den Eindruck eines locker, lustigen Liebesromans. Eine Geschichte bei der man schon am Anfang weiß, dass das Mädchen und der Junge sich am Ende kriegen, man es aber trotzdem liest, denn man will ja immer noch wissen wie – eben eine leichte Sommerlektüre für den Strand. 

Doch tatsächlich entpuppt es sich als einen einfühlsamen Roman über die verschiedenen Wege, wie mit dem Weggang eines Familienmitglieds umgegangen wird und was das für die ganze Familie bedeutet. Da wären zum einen die beiden Eltern, die sich seit der Abwesenheit von Finn in ihre Arbeit stürzen, kaum zu Hause sind und der Vater sogar oft wochenlang auf Forschungsreise ist. Ihre Tochter Celeste benutzt für ihren Verlust die titelgebende Pappfigur. Den Papp-Finn nimmt sie überallhin mit und spricht sogar mit ihm. Mit anderen Kindern hat sie jedoch kaum was zu tun. Das liegt vermutlich auch daran, dass sie für ihr Alter sehr intelligent ist und sich eher wie ein Erwachsener verhält als ein 13-jähriges Mädchen. Ihr ist auch sehr wohl bewusst, dass es sich bei der Pappfigur nicht um den echten Finn handelt. Es ist sozusagen eine Art Stellvertreter, damit sie ihn nicht so stark vermisst.
Matt, der mittlere der drei Geschwister ist, der der alles am Laufen hält. Er behält den Überblick und passt auf Celeste auf, wenn ihre Eltern nicht da sind. Nebenbei muss er auch noch seine Aufgaben fürs Studium erledigen. Für andere Sachen hat er kaum noch Zeit.

Mit dem Einzug von Julie bekommt er endlich Hilfe beim Aufpassen auf Celeste. Es ist rührend zu lesen wie Julie es schafft eine Verbindung zu Celeste herzustellen. Sie lackiert ihr die Nägel, geht mit ihr ins Café und macht andere alterstypische Sachen mit ihr. Langsam verhält sich Celeste nicht mehr wie ein Miniatur-Erwachsener, sonder wie ein richtiger Teenager.

Julie selbst ist auch nicht der typische Charakter eines Liebesromans. Obwohl sie sich für Politik interessiert und das Lernen liebt, ist sie keine graue Maus, die allein in der Ecke sitzt. Sie hat durchaus Erfahrung mit Jungs und neben dem aktuellem Weltgeschehen, kennt sie sich auch in Sachen Mode aus. In der Uni bleibt sie nicht außen vor, sondern findet schnell Anschluss und ein paar enge Freunde. Genauso wie die anderen Charaktere hat sie verschiedene Facetten, die ihr mehr Tiefe verleihen. Jeder von ihnen hat Fehler, aber das macht sie nur umso realistischer.

Ich bin schon sehr viel früher als Julie auf den wahren Grund für die Pappfigur und Finns lange Abwesenheit gekommen, was hier aber nicht unbedingt schlimm war. Oft finde ich es etwas nervig, wenn der Protagonist zu lange braucht, um so etwas herauszufinden, wenn man als Leser es schon längst weiß. Doch hier ist das in Ordnung, denn die Hinweise sind sehr subtil und wahrscheinlich auch nur für denjenigen zu deuten, der nicht direkt am Geschehen beteiligt ist.

Und was ist nun mit der Liebesgeschichte? Ist die überhaupt nicht mehr vorhanden? Keine Angst! Die gibt es noch. Sie ist herzzerreißend, leidenschaftlich – alles was man sich wünscht. Aber vielleicht ein bisschen anders als du denkst.

Fazit

Einfühlsame Erzählung über eine Familie, die mit der Abwesenheit des ältesten Sohnes zu Recht kommen muss. Für alle die sowohl lachen als auch weinen wollen. Und für alle, die schon immer wissen wollten, was eigentlich ein Typo-Nerd ist.