Mittwoch, 3. Juni 2015

Rezension von "Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte"



Titel: Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
Originaltitel: Flat-out Love
Autor: Jessica Park
Verlag: Loewe
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 384 Seiten
ISBN: 978-3-7855-7867-4 (Hardcover) / 978-3-7320-0195-8 (eBook)
Preis: 17,95 € (Hardcover) / 13,99 € (eBook)







Inhaltsangabe

Julie kann es nicht fassen: Statt die ersten Tage am College zu genießen, beaufsichtigt sie plötzlich eine 13-Jährige, die keinen Schritt ohne die lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn unternimmt. Zugegeben, ihres sehr gut aussehenden Bruders Finn. Der befindet sich zwar gerade auf Weltreise, schreibt aber E-Mails, die Julies Knie butterweich werden lassen. Doch wieso zögert er seine Rückkehr immer weiter hinaus? Weshalb stört sich niemand an seinem platt gedrückten Doppelgänger? Und verliebt Julie sich tatsächlich gerade in eine Pappfigur?

Meine Meinung

Don’t judge a book by its cover.

Eigentlich ist dies eine Metapher dafür, dass man Menschen nicht nach ihrem äußeren Erscheinungsbild beurteilen. Doch in diesem Fall kann man es wortwörtlich nehmen. Einband und Inhaltsangabe machten bei mir den Eindruck eines locker, lustigen Liebesromans. Eine Geschichte bei der man schon am Anfang weiß, dass das Mädchen und der Junge sich am Ende kriegen, man es aber trotzdem liest, denn man will ja immer noch wissen wie – eben eine leichte Sommerlektüre für den Strand. 

Doch tatsächlich entpuppt es sich als einen einfühlsamen Roman über die verschiedenen Wege, wie mit dem Weggang eines Familienmitglieds umgegangen wird und was das für die ganze Familie bedeutet. Da wären zum einen die beiden Eltern, die sich seit der Abwesenheit von Finn in ihre Arbeit stürzen, kaum zu Hause sind und der Vater sogar oft wochenlang auf Forschungsreise ist. Ihre Tochter Celeste benutzt für ihren Verlust die titelgebende Pappfigur. Den Papp-Finn nimmt sie überallhin mit und spricht sogar mit ihm. Mit anderen Kindern hat sie jedoch kaum was zu tun. Das liegt vermutlich auch daran, dass sie für ihr Alter sehr intelligent ist und sich eher wie ein Erwachsener verhält als ein 13-jähriges Mädchen. Ihr ist auch sehr wohl bewusst, dass es sich bei der Pappfigur nicht um den echten Finn handelt. Es ist sozusagen eine Art Stellvertreter, damit sie ihn nicht so stark vermisst.
Matt, der mittlere der drei Geschwister ist, der der alles am Laufen hält. Er behält den Überblick und passt auf Celeste auf, wenn ihre Eltern nicht da sind. Nebenbei muss er auch noch seine Aufgaben fürs Studium erledigen. Für andere Sachen hat er kaum noch Zeit.

Mit dem Einzug von Julie bekommt er endlich Hilfe beim Aufpassen auf Celeste. Es ist rührend zu lesen wie Julie es schafft eine Verbindung zu Celeste herzustellen. Sie lackiert ihr die Nägel, geht mit ihr ins Café und macht andere alterstypische Sachen mit ihr. Langsam verhält sich Celeste nicht mehr wie ein Miniatur-Erwachsener, sonder wie ein richtiger Teenager.

Julie selbst ist auch nicht der typische Charakter eines Liebesromans. Obwohl sie sich für Politik interessiert und das Lernen liebt, ist sie keine graue Maus, die allein in der Ecke sitzt. Sie hat durchaus Erfahrung mit Jungs und neben dem aktuellem Weltgeschehen, kennt sie sich auch in Sachen Mode aus. In der Uni bleibt sie nicht außen vor, sondern findet schnell Anschluss und ein paar enge Freunde. Genauso wie die anderen Charaktere hat sie verschiedene Facetten, die ihr mehr Tiefe verleihen. Jeder von ihnen hat Fehler, aber das macht sie nur umso realistischer.

Ich bin schon sehr viel früher als Julie auf den wahren Grund für die Pappfigur und Finns lange Abwesenheit gekommen, was hier aber nicht unbedingt schlimm war. Oft finde ich es etwas nervig, wenn der Protagonist zu lange braucht, um so etwas herauszufinden, wenn man als Leser es schon längst weiß. Doch hier ist das in Ordnung, denn die Hinweise sind sehr subtil und wahrscheinlich auch nur für denjenigen zu deuten, der nicht direkt am Geschehen beteiligt ist.

Und was ist nun mit der Liebesgeschichte? Ist die überhaupt nicht mehr vorhanden? Keine Angst! Die gibt es noch. Sie ist herzzerreißend, leidenschaftlich – alles was man sich wünscht. Aber vielleicht ein bisschen anders als du denkst.

Fazit

Einfühlsame Erzählung über eine Familie, die mit der Abwesenheit des ältesten Sohnes zu Recht kommen muss. Für alle die sowohl lachen als auch weinen wollen. Und für alle, die schon immer wissen wollten, was eigentlich ein Typo-Nerd ist.


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