Dienstag, 26. August 2014

Rezension von "Mein Herz zwischen den Zeilen"



Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen
Autor: Jodi Picoult, Samantha van Leer
Verlag: Bastei – Lübbe (Boje)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-414-82365-6
Preis: 14,99 €












Inhaltsangabe

„Und sie leben glücklich bis an ihr Lebensende…“ - aber nicht für Oliver. Er ist eine Figur aus einem Buch und muss die Geschichte immer wieder erneut durchspielen, wenn jemand das Buch aufschlägt. Dabei sehnt er sich so sehr der ewig gleichen Geschichte zu entkommen und in der realen Welt seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Dies scheint plötzlich möglich zu sein, als Delilah das Buch liest und ihn tatsächlich hören kann. Sie bietet Oliver an ihm zu helfen aus dem Buch zu fliehen. Während ihrer Suche nach einem Ausweg entsteht zwischen ihnen eine zarte Romanze.

Meine Meinung

Wer hat sich nicht schon mal gewünscht, dass die Charaktere in einem Buch real wären und mit einem sprechen könnten? Deswegen habe ich auch gleich zugegriffen, als ich die Kurzbeschreibung von „Mein Herz zwischen den Zeilen“ gelesen habe. Und ich muss sagen, meine Erwartungen haben sich mehr als erfüllt.

Schon von der Aufmachung her, ist das Buch großartig. Die unterschiedlichen Perspektiven sind durch verschiedene Schriftfarben gekennzeichnet und auf vielen Seiten sind kleine Scherenschnitte abgebildet, die zur Handlung passen. Außerdem gibt es an einigen Stellen seitenfüllende Illustrationen, die wunderschön gezeichnet sind.

Die beiden Hauptcharaktere sind wirklich gut beschrieben und kommen nicht eindimensional rüber. Die männliche Hauptfigur Oliver hat eigentlich alles: er ist intelligent mutig und wird von allen respektiert. Ungeachtet dessen wirkt er nicht arrogant und ist zu allen freundlich.
Im Gegensatz zu den anderen Figuren ist er aber unzufrieden damit, immer wieder die gleichen Sätze zu sagen, die gleichen Dinge zu tun und an die Grenzen seiner Welt gebunden zu sein. Er sehnt sich danach eigenständige Entscheidungen zu treffen, was er mit seinem Leben anfangen will.
Delilah, der weibliche Hauptcharakter, ist ein typischer Bücherwurm. Sie steckt lieber ihre Nase in ein Buch als draußen zu spielen und hat dadurch auch viel Ärger mit ihrer Mutter. Man muss sie einfach dafür bewundern, dass sie Oliver nicht aufgibt, auch als alle sie für verrückt halten und jeder Plan scheitert, der Oliver in die reale Welt bringen soll.

Die Nebencharaktere sind auf wunderbare Weise skurril. Da gibt es neben einem Bösewichten, der in Wirklichkeit am liebsten Schmetterlinge fängt und einer Königin die Kuchen bäckt auch ein Pferd, welches denkt, es hätte Gewichtsprobleme. 

Was mir an dem Buch sehr gefallen hat sind auch die verschiedenen Themen, die behandelt werden. Zum einen sind da alltäglichere Probleme, zum Beispiel, dass Delilah ihre beste Freundin immer mehr vernachlässigt, je mehr sie sich mit Oliver anfreundet oder dass ihre Mitschüler sie schikanieren. Aber auch gewichtigere Themen werden angesprochen.
Eins der Themen ist Selbstbestimmung. Oliver ist in dem Buch gefangen. Er kann nicht entscheiden wie er sein Leben führen will. Er kann nicht entscheiden wen er lieben darf. Darüber hinaus hat er nicht einmal die Kontrolle über seinen eigenen Körper und ist vollständig von den Launen der Leser abhängig. Mithilfe von Delilah versucht er aus diesen Zwängen zu entkommen und zu einem selbstbestimmten Leben zu gelangen.

Was ist wirklich und was nicht? Für Delilah verschwimmt im Laufe der Geschichte zusehends die Grenze zwischen ihrer und Olivers Welt. Für die anderen ist Olivers Welt reine Fiktion, aber für Delilah ist sie so wirklich wie ihre Eigene. Am Ende bleibt die Frage, ab wann etwas als real gelten kann. Denn wenn ich ein Buch lese, sind in diesem Moment die Figuren für mich real, sowohl Einhörner als auch Zauberer existieren dann für mich. Und ist das nicht auch der Sinn von Büchern?

Neben der eigentlichen Geschichte, liest man auch immer wieder einzelne Teile des Märchens, in dem Oliver gefangen ist. Dies hat die typischen Merkmale eines Märchens, wie die drei Aufgaben, die der Held meistern muss und die Prinzessin, die es zu retten gibt. Trotzdem fühlt es sich nicht so an, als ob Jodi Picoult und ihre Tochter einfach ein schon existierendes Märchen genommen und es nur ein bisschen abgewandelt haben. Zwar soll das Märchen nur die eigentliche Geschichte unterstützen, ist dabei ein einzigartiges Märchen entstanden, das auch als eigenständige Geschichte gut funktionieren würde.

Auch die Umsetzung von Jodi Picoult und ihrer Tochter, wie das Leben innerhalb zweier Buchdeckel aussehen kann und welche Gesetzmäßigkeiten es dort gibt, ist sicherlich ein Grund warum, das Buch so gut ist. Ich werde es irgendwann sicherlich nochmal lesen.

Fazit

Nicht nur eine pfiffige Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen und einer fiktiven Figur. Jodi Picoult und ihre Tochter entwickeln daraus eine Geschichte über den Ausbruch aus einem vorbestimmten Leben und die Frage ob die Realität so viel wirklicher ist als Fiktion.


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