Montag, 8. September 2014

Rezension von "Zeitsplitter - Die Jägerin"



Titel: Zeitsplitter – Die Jägerin
Autor: Cristin Terrill
Verlag: Bastei – Lübbe (Boje)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-414-82390-8
Preis: 14,99 €











Inhaltsangabe

Marina ist am Anfang: Und sie hat alles was sie sich nur wünschen kann. Em steht am Ende: Während außerhalb die Welt zu Grunde geht, ist sie in einer Zelle eingesperrt und wartet auf nur noch auf ihren Tod. Marina und Em sind die gleiche Person. Dann bekommt Em die Möglichkeit durch die Zeit zurück zu reisen. Mithilfe von Finn will sie die Welt vor ihrer Zerstörung bewahren. Dafür muss sie aber jemanden töten.

Meine Meinung

Zeitreisen haben mich schon immer fasziniert. Besonders die Begleiterscheinungen haben es mir angetan: alternative Dimensionen, Paradoxien, die Möglichkeit sich selbst zu treffen. Es macht immer wieder Spaß Bücher wie „Zeitsplitter“ zu lesen und zu erfahren, wie der Autor diese Probleme löst.
In „Zeitsplitter“ kann man mithilfe eines riesigen Teilchenbeschleunigers durch die Zeit reisen und die Paradoxien werden dadurch gelöst, dass die Zeit ein eigenes Bewusstsein besitzt. Dies entspricht nicht unbedingt, dem was laut der Naturwissenschaft funktionieren könnte. Aber es handelt sich bei diesem Buch auch nicht, um eine wissenschaftliche Abhandlung. Es klingt durchaus plausibel und tut der Geschichte keinen Abbruch.

Das liegt vor allem an dem fesselnden Schreibstil. Cristin Terrill schreibt sehr plastisch und ergänzt es mit schönen Adjektiven. Die Seiten blättern sich praktisch von selber um, so gebannt ist man von der Geschichte. Da man abwechselnd die Perspektive von Marina oder von Em annimmt, Em aber eigentlich Marina ist und dadurch einen Wissensvorsprung hat, wird oft schon angedeutet was auf Marina noch alles zukommt. Bei mir sind dadurch schon beim Lesen dunkle Vorahnungen entstanden, die sich später auch bewahrheitet haben.

Immer wieder werden neue Details enthüllt und erst am Ende erhält man ein passendes Gesamtbild. Selbst Kleinigkeiten, die am Anfang nur kurz erwähnt wurden, werden am Ende aufgeklärt und fügen sich stimmig in das Gesamte ein. Cristin Terrill hat die Handlung wirklich bis ins kleinste Detail durchdacht und dafür hat sie meinen ganzen Respekt. Denn bei einem Roman mit Zeitreisen und Zeitsprüngen ist es doppelt schwierig darauf zu achten, dass es keine Logikfehler gibt. Denn hier nimmt nicht nur die Vergangenheit Einfluss auf die Zukunft, sondern auch andersherum. In diesem Dickicht von Abhängigkeiten nicht den Überblick zu verlieren ist eine große Leistung. 

Ein weiterer Aspekt, der „Zeitsplitter“ so einzigartig macht, ist die ungewöhnliche Reihenfolge der Ereignisse. Üblicherweise würde man mit den Ereignissen anfangen, die Marina erlebt. Dann würde man mit ihr die ganzen Abenteuer erleben und schließlich bei Em landen. In diesem Roman wird der Mittelteil einfach weggelassen. Man erfährt nur teilweise durch Rückblicke was bei dieser Reise passiert ist. Aber eigentlich spielt sich die ganze Geschichte am Anfang der Geschehnisse ab.
Besonders gefallen haben mir an diesem Buch die Charaktere. Normalerweise ist es in einem Buch so, dass der Charakter sich im Laufe der Geschichte verändert und man am Ende eine neue Version dieses Charakters hat. Durch die Zeitreise in „Zeitsplitter“ hat man gleich von Anfang diese zwei Personen. Das gibt einen die ungewöhnliche Möglichkeit mit zu erleben wie die älteren Versionen der Figuren auf ihre jüngeren Ichs reagieren. Der Kontrast zwischen diesen beiden Versionen wird damit umso deutlicher.

Bei Marina und Em ist dieser Unterschied sehr stark. Marina ist sehr abhängig von der Meinung anderer und macht sich die ganze Zeit darüber Gedanken, was andere von ihr denken. Außerdem macht sie sich auch sehr schnell eine Meinung von anderen, ist aber nicht so leicht von dieser wieder abzubringen, selbst wenn es Hinweise darauf gibt, dass diese vielleicht falsch ist. Dies hat sie für mich nicht unbedingt sympathisch gemacht. Doch auch sie wächst im Laufe der Geschichte und man erkennt den Anfang der Veränderung zu Em. Denn diese hat gelernt, sich selbst so zu lieben wie sie ist. Doch hat sie schon allerhand Schreckliches erlebt und gesehen. Und obwohl sie dadurch stärker geworden ist, möchte sie Marina dieses Leid ersparen. Cristin Terrill beschreibt bei Em sehr gut ihre innere Zerrissenheit. Denn einerseits möchte sie die Welt und vor allem Marina retten. Anderseits muss sie dafür eine bestimmte Person töten. Insgesamt mag ich dadurch Em ein bisschen lieber als Marina. Weswegen ich persönlich gerne noch mehr Dinge aus ihrer Sicht gelesen hätte.

James ist vielleicht der interessanteste der drei Hauptcharaktere, weil er am wenigsten dem Bild eines Helden entspricht. Er ist ein Genie und sehr auf sich konzentriert.  Manchmal nimmt er die anderen Menschen, um einen herum gar nicht wahr und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht er es auch durch. Dabei ist es ihm egal, ob Menschen verletzt werden solange es einem größeren Zweck dient. Trotzdem habe ich Mitleid mit ihm, da ihm doch einige schlimme Dinge wiederfahren. Ich konnte ihn nicht unbedingt leiden, weil ich seine Handlungen nicht gutheißen kann, auch wenn ich verstanden habe warum er dies tut. Aber was er am Ende getan hat, ist wirklich selbstlos und zeigt, dass man sich jederzeit ändern kann. Selbst wenn man schon einen vorbestimmten Ausgang in Form des älteren Ichs vor Augen hat. Auch bei ihm unterscheidet sich seine Zukunftsversion sehr von der Gegenwärtigen.

Bei Finn sind sich beide Versionen hingegen sehr ähnlich. Der ältere Finn hat nur seine Eigenschaften weiter gefestigt. Aber dadurch wird er keineswegs langweilig. Denn er ist lustig, aber auch durchsetzungsfähig und er hat einen starken Drang Marina/ Em zu beschützen und versteht sie auch. Trotzdem hängt seinem Charakter auch immer etwas Trauriges und Nachdenkliches an.
Die Charaktere von Cristin Terrill sind wirklich vielschichtig und gut durchdacht. Auch wenn nicht unbedingt alle den typischen Charakter von Helden haben, die man aus anderen Büchern kennt. Das macht sie nur umso einzigartiger.

Lange Zeit hatte Cristin Terrill vor noch einen weiteren Band zu schreiben. Mittlerweile hat sie aber bekannt gegeben, dass sie zwar versucht hat diesen zu schreiben, es aber einfach nicht geklappt hat. Dies finde ich aber überhaupt nicht schlimm. Zwar hätte ich gerne noch mehr Zeit mit den Charakteren verbracht, aber der Abschluss dieses Buches ist einfach perfekt. Ich finde es besonders schön wie sie dabei Bezug auf den Anfang des Buches nimmt. Der Kreis schließt sich und man hat einen schönen runden Abschluss. Es ist vielleicht nicht unbedingt das Happy End, welches manche sich gewünscht hätten. Aber dieses bittersüße Ende passt einfach besser zu diesem Buch.

Fazit


Cristin Terrill verwebt clever die Zukunft und die Gegenwart miteinander. Die Charaktere sind vielschichtig und der Schreibstil großartig. Dieses Buch hat mich bis zum Ende in Atem gehalten.


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